Anlässlich der Veröffentlichung Ihres ersten Buches mit dem Titel „The Art of Livivng Sideways“ möchte ich Euch meine Freundin Sophie Friedel vorstellen. Sophie ist in Oberbayern aufgewachsen, in einem kleinen Dorf namens Ried, in der Nähe von Dietramszell. Das liegt in etwa auf einer Linie zwischen München und Innsbruck. Sie hat schon sehr früh mit dem Skifahren begonnen und im zarten Alter von neuen Jahren festgestellt, dass Snowboarding deutlich mehr Spass macht. Somit begann sie schon sehr früh sich „Sideways“ zu bewegen, was für ihre weitere Entwicklung eine bedeutende Rolle spielen wird. Ich habe Sophie im Juli 2011 bei Oliver Gordon’s erstem „Chix go crazy“ Bowl-Contest (Girls only) kennen gelernt. Erstaunlich wie viele weibliche Transition-Fans dabei am Start waren, wie das folgende Foto zeigt:
Sophie ist die zweite Teilnehmerin von links. Wir haben uns danach aus den Augen verloren und erst wieder zufällig letztes Jahr getroffen. Diesmal bei einem Treffen der Wiener Longboard Community, dem „Green Skate Day“. Da ich seit letztem Jahr aus gesundheitlichen Gründen (fast Bandscheibenvorfall) auch am Longboarden bin (Skateboarding funktioniert nicht mehr so fein), dachte ich mir, dass ich mir diesen Event ansehe.
Es hat mich natürlich sehr gefreut gleich ein bekanntes Gesicht zu sehen, dass ich eigentlich hier nicht vermutet hatte. Bei dieser Gelegenheit habe ich erstmals davon erfahren, dass es in Österreich eine Community weiblicher Longboard-Fahrerinnen gibt, die sich „Longboarding Girls Crew Austria“ nennt. Sophie ist eine der Gründerinnen dieser Vereinigung, die sich für weibliche Aktivisten im Rollsport, sei es Longboarding oder Skateboarding, einsetzt. Die Damen hatten bereits intensiv an einem Video gearbeitet, dass einige Monate später seine Premiere feierte. Das Video nennt sich „Life is pretty LEIWAND“ und zeigt einiges über die LGC Austria. Hier das besagte Video:
Die Beschreibung des Videos:
Life is pretty LEIWAND begleitet eine Szene, die zum Freundeskreis wurde.
Innerhalb weniger Monate entstand durch viel Motivation und Teamarbeit eine weit vernetzte und gut verlinkte Szene. Der Österreichische Ableger der Longboard Girls Crew organisierte dieses Jahr mit Freunden und Bekannten Workshops, Treffen und Möglichkeiten für sportbegeisterte Mädels Gleichgesinnte kennenzulernen. Unser Ansatz ist mehr Frauen für etwaige Arten des Skatens zu begeistern ohne dabei eine strenge Abschirmung nach Geschlechtern vorzunehmen. Mithilfe der österreichischen Community Bomben.at und ansässigen Firmen wie Ruffboards und Cleanwood Distributions haben wir in Eigenregie und Teamarbeit mit Studenten der SAE ein Bild von unserem Alltag festgehalten.
Einmal treffe ich Sophie und denke sie ist eine Bowl-Skaterin, dann stelle ich fest, dass sie eine starke Leidenschaft zum Downhill-Longboarden pflegt. Das ist aber immer noch nicht alles! Wie ich kürzlich erfahren habe, hat Sophie ein Buch verfasst, worauf ich mich entschlossen habe etwas näher nach zu forschen. Zu diesem Zweck habe ich mich mit Sophie zu einem kleinen Interview getroffen und bei einem kühlen Bier über ihre Aktivitäten geplaudert. Das Titelbild zu diesem Beitrag ist ein Foto, dass in Kabul entstanden ist! Eines der Lieblingsfotos von Sophie. Wie kommt man dazu? Sophie hatte durch eine schwere Erkrankung lange Zeit in der Schule gefehlt und hätte ein Jahr wiederholen müssen. Deshalb hat sie die Chance genutzt, ohne Wiederholung, ihren schulischen Abschluss in England zu machen. Aus den geplanten zwei Jahren sind dann doch acht Jahre geworden. Dort hat Sophie mit dem Longboarding begonnen. Das einzige was es dort gab, war eine steile Abfahrt den Castel Hill hinunter, die für Downhill Longboarding und massive Slides bestens geeignet war. Die Crew, mit der sie immer unterwegs war nannte sich passender Weise „Castel Hill Mob“. Zu dieser Zeit hatte sie ein Studium für Design begonnen. Sie lerne durch Zufall einen Deutsch-Kanadier kennen, der Kohle für ein Skatepark-Projekt in Afghanistan suchte. Sophie bewarb sich sofort als ehrenamtliche Helferin und wurde prompt ausgewählt. So reiste sie zum ersten Mal für sechs Monate nach Kabul, Afghanistan um beim „Skateistan“-Projekt mitzuhelfen. So kam es, dass sie vom Longboarden zum Skaten kam, da sie dort als Instruktor für die Kids tätig war. Nach diesem ersten Kontakt folgen noch zwei weitere Einsätze in Kabul – insgesamt war sie für drei Jahre dort und hat Kids im Skateboarding unterrichtet. So sehen ihre Schülerinnen aus:
In Kabul kamen Sophie die ersten Zweifel, ob ein Studium in der Richtung Design das richtige für sie sein. Design heißt doch nichts anderes, als Leuten Sachen anzudrehen, die sie eigentlich gar nicht brauchen, bzw. die Firmen dabei zu unterstützen. Damit waren die Weichen gestellt ein anderes Studium in Angriff zu nehmen. Sophie hat mittlerweile den Master-Abschluss für „Peace Security Development and international Conflict Transformation“ an der Innsbrucker Uni gemacht. Leicht zu erraten, dass ihr Buch eine Abwandlung ihrer Master-Arbeit darstellt. Sophie hat ihre Zeit in Kabul sehr genossen, keine Frage, wie man am nächsten Foto gut sehen kann – Go-Skateboarding-Day in Kabul:
Ihr Einsatz für Skateboarding in Kabul endete auf sehr unerfreuliche Weise – bei einem Bombenattentat auf einen Supermark wurde fünf ihrer Skateboarding-Schüler und -Schülerinnen getötet. Alles in allem kann man nur feststellen, dass so ein Einsatz den aller höchsten Respekt verdient. Zum Abschluss dieses Teils möchte ich Euch noch ein Foto ans Herz legen:
Nach dem Engagement für das Skateistan-Projekt hat es Sophie nach Wien verschlagen. Beinahe hätte ich darauf vergessen zu erwähnen, dass die Rechte an den Fotos bei Joel Sames, bzw. Skateistan liegen. Hier starteten ihre Aktivitäten für die LGC – die Longboarding Girls Crew Austria. In Spanien hat es diese Vereinigung bereits seit 2009 gegeben und es war an der Zeit auch in Österreich etwas an den Start zu bringen. Anfangs hatte man sich auf „Girls only“-Events konzentriert und 2011 die ersten Workshops (Bericht auf mizzi.at) organisiert. Anfangs war der Fokus eindeutig auf weibliche Teilnehmer und auf Longboarding ausgerichtet. Das hat sich mit zunehmendem, begründetem Selbstvertrauen bald geändert. Heute organisieren die Damen Events für beide Geschlechter und nicht nur auf Longboarding beschränkt, sondern auch für Skateboarding (Schwerpunkt Transitons) interessant sind. Eines der Highlights der letzten Saison war der Longboarding- und Yoga-Workshop, den die Damen auf die Beine gestellt hatten. Bericht dazu gibt es hier Yoga- und Logboard-Workshop. Speziell für weibliche Rollbrett-Sportbegeisterte möchte ich hier noch die folgenden Empfehlungen abgeben: Women’s Longboard Camp, Smile at your Sister und Mizzi. Für alle Leser möchte ich hier eindeutig festhalten, dass rollbrett-orientierte Inhalte für weibliche Interessenten von der Shuvit Crew aus vollem Herzen unterstützt werden, denn es gibt viel zu wenige weibliche Skater, leider!
Zur Sophie möchte ich noch folgendes sagen: Pro-Downhill-Longboarderin von 2009 bis 2014 – Teilnahme an nationalen und internationalen Downhill-Contests – Sponsoren: Faltown Skateboards, Hügelherzblut, Sixxa und Airflow Skateboards. Das absolut härteste Event hat Sophie in Dresden bestritten – Beton on fire – mit dem Longboard eine betonierte Bobbahn hinunter! Ihre Aktivitäten als Skateboard- und Longboard-Lehrerin haben sie nach Deutschland, Afghanistan, Costa Rica, England, Kanada und Schweden gebracht! Ganz ansehnliche Liste. Das schon angesprochene Buch ist im Springer Verlag erschienen und kann hier bestellt werden. Für die Shuvit-Leser gibt es auch eine elektronische Version, die man gratis downloaden kann. Hier noch ein kurzes Zitat von Sophie zu ihrem Buch:
Es ist ein akademischer Text und hat keine Bilder, daher ist wohl eher was für Kids die einen Vortrag in der Schule halten müssen oder Leute die ihre BA, MA Arbeit schreiben. In dem Buch geht es um Krieg und Frieden, um Skateboardfahren um innere und äußere Konflikte zu transformieren und es geht darum als Mensch sein potential zu entfalten.
Was bei mir den tiefsten Eindruck hinterlassen hat ist die offene, herzliche und verständnisvolle Art, mit der Sophie ihrem Umfeld begegnet. Das sind die Vorbilder, die uns so selten begegnen! Sophie über ihre Aktivitäten: bei Workshops sollten immer beide Geschlechter dabei sein, so wie in Kabul mit den Kids; es gibt keinen Unterschied zwischen Skateboard und Longboard – moving sideways! Für Sophie steht Skateboarding und Longboarding für das unbeschwerte Treffen mit Gleichgesinnten, das Ausblenden des täglichen Alltags, Stress-Abbau und das Finden von neuen Perspektiven. Sophie arbeitet zur Zeit unter Tags als Kellnerin und studiert abends an der Ausbildung zur Psychotherapeutin. Viel Glück auf Deinem weiteren Weg! Leider gibt es viel zu wenige Frauen, wie Du es bist. Girls rock ….